Samstag, 26. November 2022
Glaubenssalzstreuer
„Ich bin allesgläubig. Ich glaube alles, was man sich vorstellen kann.“ „Der unkritische Allesglaube (trainierbar durch brain-storming) verhilft jedem zu kreativer Freiheit im Denken, wobei diese Kreativität parallel zum Wissen außerordentlich effizient dazu nutzbar ist, persönliche Schranken und Einschränkungen erfahren zu dürfen, die im vorurteilsbehafteten Nichtglauben als Erfahrung sonst nie wissend zugänglich gewesen wären.“ |
Samstag, 19. November 2022
Doppelwertarbeit
Ich glaube fest, daß es eine ungeheure Erleichterung für die hart Schaffenden sein wird, wenn sie erst einmal wissen, wofür sie arbeiten sollen.“ „Der arbeitende Mensch bewegt sich stets auf schmalem Grat. Einerseits verbessert er durch seine Arbeit seine Lebensbedingungen. Doch indem er diese verbessert, beeinträchtigt er andererseits seine natürlichen Lebensgrundlagen. Und je mehr er diese beeinträchtigt, desto weniger vermögen diese, ihn zu tragen. Früher oder später ist der Mensch auf sich selbst gestellt. Auf die Natur kann er nicht mehr bauen. Die Folge ist ein Wettlauf zwischen dem, was der Mensch vermag, und dem, was die Natur tragen kann. Das Risiko dieses Wettlaufs ist hoch. Wird die Natur überfordert, droht ihr Kollaps. Die Natur dürfte sich von ihm erholen. Das Kulturwesen Mensch wäre hingegen gescheitert.“ |
Samstag, 12. November 2022
Verwirrungsfortschritt
„Die Verwirrung wächst, aber eines stellt sich immer deutlicher heraus: die Forderung nach Freiheit.“ „Wenn wir den Menschen als autonomen Akteur definieren, dann ist Freiheit die Fähigkeit, unabhängig, nicht auf andere angewiesen, eine Insel zu sein. […] Wenn sie jemanden aus der Generation Z oder sogar einen Millennial fragen, der mit dem Internet aufgewachsen ist, dann wäre die Vorstellung, ein autonomer Agent zu sein, der völlig losgelöst von anderen ist, für ihn der Tod. Für die Jüngeren bedeutet Freiheit Inklusion, nicht Exklusivität. Ich denke also, dass wir uns von der Freiheit als exklusivem Recht, eine Insel zu sein, zur Freiheit als Inklusivität bewegen, zur Einsicht, dass wir alle in einer einzigartigen Beziehung mit den anderen stehen.“ „Eine unzählige Menge von Begriffen schwirren in den Köpfen umher, und was tun die Weiterstrebenden? Sie negieren diese Begriffe, um neue an deren Stelle zu bringen! Sie sagen: Ihr macht Euch einen falschen Begriff vom Rechte, vom Staate, vom Menschen, von der Freiheit, von der Wahrheit, von der Ehe usw.; der Begriff des Rechts usw. ist vielmehr derjenige, den Wir jetzt aufstellen. So schreitet die Begriffsverwirrung vorwärts.“ „Aber das ist egal. Die Hauptsache ist, in aller Verwirrung finden die Jungen einen Sinn.“ |
Samstag, 5. November 2022
Nachhaltigkeitspolster
„…das 49 Euro-Ticket kommt, gut so.“ „Das beste Ticket hilft nicht, wenn der Bus nicht kommt.“ „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“ „Ecksofa mit 2-motorischer Relaxfunktion und gratis Kuscheldecke.. Jetzt […] gilt unser Leitsatz ‚Polstermöbel sind unsere Passion‘ mehr denn je. […] Wir sind für die Zukunft gut gerüstet, um den anstehenden Herausforderungen gegenüberzutreten. Wir handeln nachhaltig und übernehmen ökologische Verantwortung. Der Schutz der Natur und Umwelt ist fester Bestandteil der nachhaltigen Unternehmensführung […] |
Samstag, 29. Oktober 2022
Autoweltverwandlung
„Man kann sich sogar an so einen treuen Begleiter gewöhnen. Vor allem, wenn man Glück mit ihm hatte und er einen nie im Stich gelassen hat. […] Es müßte eine Stelle geben, wo die treuen Autos ihr Gnadenbrot bekommen.“ „Und da diese Welt bis in die lächerlichsten Details hinein auf die Nötigungen des Autoverkehrs hin verändert worden ist, ist es irreführend, wenn man den Kritikern dieser Absurdität zu antworten pflegt: ohne Auto gehe es nun nicht mehr. Die Frage wäre ja nicht, wie man in einer Autowelt ohne Auto zurecht käme, sondern wie sich die Welt wieder in eine verwandeln ließe, in der man auch ohne Auto leben kann. Aber wer diese Frage stellt, muss damit rechnen, für verrückt erklärt zu werden.“ |
Samstag, 22. Oktober 2022
Großbriefköpfe
„Ladies and Gentlemen! German Television proudly presents live as our guests in Rockpalace…“ „Ich habe manchmal den Eindruck, die Bands kommen inzwischen nur noch hierher, um geschäftsmäßig ihre Show abzuziehen…“ „Ähnlich wie in der Kultur insgesamt verlor der Rockpalast schleichend bis dato unumstößliche und sicher geglaubte Haltepunkte." „Mit einem Wert von 1,60 Euro wird das Logo des WDR-TV-Rock’ n’ Rollers künftig Großbriefe schmücken. Die Deutsche Post bringt die Briefmarke am 2. November heraus.“ „boomereske Vorgestrigkeit“ |
Samstag, 15. Oktober 2022
Bioluftsiegel
„Weg mit den Bäumen, her mit der Kaufluft“ „Verkaufe meine gebrauchte, gut erhaltene Luftgitarre, sie hat nur wenige Altersspuren und ein paar Kratzer. Sie ist perfekt gestimmt. Die meiste Zeit wurde sie mit Berliner Luft gespielt. Plektrum und Luftkoffer sind im Preis inbegriffen.“ „Ich bin da einmal auf ein ähnliches Angebot hereingefallen, konnte dann aber nicht die Buchse für den Klinkenstecker finden.“ „Wegen anhaltender Preisstreitigkeiten hat der Hersteller der Berliner Luft die Lieferungen […] eingestellt.“ |
Samstag, 8. Oktober 2022
Landschaftsrückverwandlung
„Der 125 Jahre alte Kammerbezirk hat in Grevenbroich eine neue Jugend begonnen. […] Der Reisende […] erblickt eine Industrielandschaft von einzigartiger Größe und Weite. Ein neuer Prometheus des technischen Zeitalters scheint am Werke, um dieses Land nach seinem Bilde umzuformen. Flußläufe, Straßen- und Eisenbahnlinien werden verlegt – und Ansiedlungen, gestern noch gesehen, verschwinden unter dem Bagger im Zuge dieser großräumigen Umgestaltung. „Klingt gut. Damit das aber klappt, muss zunächst einmal eines verschwinden: die gigantischen Braunkohlelöcher. Der Prozess der Neugestaltung ist eine Jahrhundertaufgabe, die uns vor ökologische, wirtschaftliche und architektonische Herausforderungen stellt. […] Problem: Es droht Wasserknappheit.“ „Doch mit diesen physischen und technischen Tatsachen befassen sich Ökonomen nicht, sondern verharren in ihrer Welt der Preise. […] Künftig bestimmt die Natur, wie viel Wachstum möglich ist - und nicht das Wachstum, was von der Natur übrig bleibt.“ |
Samstag, 1. Oktober 2022
Mischreibungskultur
„Erstaunliche Entdeckung: Schnellere Reibung, weniger Verschleiß; […] Überall dort, wo Reibung bei hohen bis extrem hohen Geschwindigkeiten auftritt, muss dies in Zukunft unbedingt berücksichtigt werden.” „Gemeinsam wollen wir eingefahrene Wege verlassen, und uns der Kultur der Reibung verschreiben, schließlich sind wir eine Gruppe von Alphatieren, Reibung und Widerspruch gehören da zur Tagesordnung. Denn eines war hier immer schon klar: Aus allzu großer Harmonie entsteht bloß das Vorhersehbare.“ |
Samstag, 24. September 2022
Erdfluchtökonomie
„The mood is good, the energy is high, the coffee is strong.” „Der Mond wird sich zu einem neuen Wirtschaftsraum entwickeln, der im nächsten Jahrzehnt voll zur Blüte gelangen wird. Wir stehen erst am Beginn, dieses Mal den Mond nachhaltig für unsere Projekte zu nutzen.“ „Wenn das Wirtschaftspotential des Mondes wirklich so groß ist, sollten wir frühzeitig damit anfangen, uns die Köpfe deswegen gegenseitig einzuschlagen.“ „Wir sehen gerade, wie eine Mondökonomie entsteht.“ |
Samstag, 17. September 2022
Zufallspomp
„Er bestimmt unser Dasein auf rätselhafte Weise, sorgt für Dynamik in der Wirtschaft und stellt die Politik vor Herausforderungen: der Zufall.“ „Es kommen Gasmangellagen, sie gehen, sie kommen wieder, sie treten mal hier mal dort auf. […] Wenn wir einen sehr kalten Winter bekommen, haben wir ein Problem.“ „Das Ganze wird umrahmt von prunkvollen offiziellen Feierlichkeiten, die der Erhaltung herrschender Machtstrukturen dienen. […] Jetzt erwarten uns viele Tage aufwendigen, kostspieligen Begräbnispomps. Dann folgt Krönungspomp. […] Wir müssen nicht erwähnen, dass der königliche Reichtum unter anderem eine Frucht von Sklaverei ist.“ „Was für eine Tugend ist es eigentlich, deren Übung soviel Pomp und Verschwendung erfordert…?“ „…zum Wesen des Zufalls gehört nun mal, dass er eine gewisse Sprachlosigkeit hinterlässt.“ |
Samstag, 10. September 2022
Entfesselungsschnabel
„Hörst du, wie der Neuntöter schreit? – Du mußt sterben, halt dich bereit!“ |
Samstag, 3. September 2022
Büroströmung
„Das T-Shirt klebt an Rücken und Bauch, die Gluthitze drückt den schlaffen Körper tief in den Bürostuhl. An Arbeit ist nicht denken.“ „Der Bedarf an Büroarbeitsplätzen wird nach heutiger Schätzung mittelfristig um ein Drittel sinken.“ |
Samstag, 27. August 2022
Freiheitsdürre
„...ohne Industrialisierung kein Massenwohlstand. Am Anfang stand die wirtschaftliche Freiheit.“ „Freiheit bedeutet, dass niemand an der Teilhabe am Wettbewerb gehindert wird, weder durch andere Marktteilnehmer noch durch den Staat. Freiheit stellt somit eine Voraussetzung für einen funktionierenden Wettbewerb dar.“ Adenauercampus: Lernlabor Soziale Marktwirtschaft „Der mangelhafte Schutz von Feuchtgebieten zum Beispiel ist nicht auf Forschungsdefizite zurückzuführen, sondern auf fehlende und unzureichende Wertmaßstäbe.“ „Für einen beträchtlichen Teil der EU gilt derzeit eine Dürre-Warnstufe.“ Europäische Kommission: Dürre in Europa: Fast die Hälfte des EU-Gebiets gefährdet. Pressemitteilung vom 18. Juli 2022 „Die größte Lücke bei der Versicherung von Risiken klafft jedoch noch immer bei Dürreereignissen. Die Gründe dafür liegen unter anderem in der schwierigen Schadensfeststellung sowie in der Höhe des kumulierten Risikos.“ |
Samstag, 20. August 2022
Uniperaden
„Eine sichere Versorgung mit grüner Energie für eine nachhaltige Zukunft. […] Wir verfügen über ein diversifiziertes Portfolio an Langfristverträgen, das einen Gasabsatz von etwa 400 Terrawattstunden pro Jahr umfasst. Wir entwickeln und ermöglichen zudem innovative, klimafreundliche Lösungen für Städte, Energieversorger und Industrieunternehmen. Mit diesen unterstützen wir sie auf ihrem eigenen Weg zur Dekarbonisierung.“ „Jetzt zahlen die 50 Prozent der Haushalte, die zufällig eine Gasheizung haben.“ |
Samstag, 13. August 2022
Eisbärenunruhe
„Das kurze Leben des berühmten Eisbären Knut, das im März 2011 endete, gleicht einem Märchen […] 23. März 2007: Die Weltpremiere des schneeweißen, knuddeligen Knuts, der als Symbol für eine durch Klimawandel und schmelzendes Eis bedrohte Art die Herzen der Menschen eroberte. Die Kassen klingelten: „Knut tut gut“, auf T-Shirts und Kaffeetassen gedruckt, als Plüschtier, in einer Hauptrolle im Kino-Film „Knut und seine Freunde“, in einer ARD-Fernsehreihe, im Buch eines amerikanischen Bestsellerautoren, auf einer Briefmarke – Knut war in den Medien und auf Geschenktischen allgegenwärtig. Elf Millionen Menschen besuchten Knut im Zoo, der an dem „Milliobär“ rund sieben Millionen Euro verdiente.“ „Wir haben einen kleinen Eisbären als Energieampel entworfen, der anzeigt, ob der Strom am Markt gerade teuer oder günstig ist. Auf einem Display am Eisbären kann der Stromkunde erkennen, wann sich der Preis ändern wird. […] Wenn der Eisbär rot leuchtet, kann der Kunde auf dem Display nachschauen und beispielsweise den Start seiner Spülmaschine so lange verschieben bis der Strom wieder günstig ist.“ […] Der Stromkunde kann damit jeden Tag selbst etwas für die Umwelt tun. Vermutlich sind wir alle durch den Krieg in der Ukraine und die bewusst gewordene Energieabhängigkeit von Russland stark sensibilisiert für den Umgang mit Energie. Unser Speicher und unsere Energieampel geben den Energiemarktteilnehmern und den Stromkunden Werkzeuge an die Hand, um unmittelbar etwas für die Energiewende und damit für die internationale Sicherheit zu tun.“ |
Samstag, 6. August 2022
Nachhaltigkeitsfüße
„Das Vermächtnis dieses Turniers ist ein Wandel in der Gesellschaft.“ „Wir müssen den in England erlebten Hype und die neue Popularität des Frauenfußballs für den Start in ein neues Zeitalter nutzen.“ „Was heutzutage nicht von sich behaupten kann, nachhaltig zu sein, hat es praktisch nicht gegeben.“ „Namentlich hob die Bundestrainerin also Olaf Scholz hervor, der Gespräche und Hilfe angeboten habe, 'um jetzt auch Nachhaltigkeit aus dem Turnier mitzunehmen', wie sie formulierte.“ „Gerade auch Nachhaltigkeit, insbesondere für Frauenfußball, ist ein entscheidender Aspekt.“ „Jetzt die Kommunikation über Nachhaltigkeit vom Kopf auf die Füße stellen.“ „Fußball kann wie kein anderer 'Botschafter' in unserer Gesellschaft vermitteln, was Nachhaltigkeit konkret bedeutet." „… für eine bessere Welt braucht es wahrscheinlich überhaupt keinen Fußball, auch keinen von Frauen gespielten.“ „Der Markt ist vorhanden, aber wir müssen ihn natürlich auch bespielen.“ |
Samstag, 30. Juli 2022
Streckbetriebsstörung
„Wie Deutschlands AKW-Neustart gelingen könnte: Zauberwort Streckbetrieb!“ „…die zeitlich auf einige Monate begrenzte Verlängerung des AKW-Betriebs wird von den bisher wenigen Befürwortern in der Ökopartei einhellig als "Streckbetrieb" bezeichnet. Diese übereinstimmende Wortwahl lässt aufhorchen." „Wer angesichts der drohenden Gasengpässe behauptet, nur mit Atomkraft einen warmen Winter ermöglichen zu können, führt eine Scheindebatte und rechnet die Leistungsfähigkeit der AKW schön. Sowohl die Opposition als auch die Regierungsparteien stellen leichtfertig den vor elf Jahren von einem breiten Konsens getragenen gesamtgesellschaftlichen Vertrag zum Atomausstieg zur Disposition. Damit riskieren sie auch die Verlässlichkeit und Tragfähigkeit langfristiger politischer Entscheidungen in diesem Land. Einige Grüne Politiker*innen stellen mit ihrer Öffnung für verlängerte Atomlaufzeiten den Gründungskonsens der Grünen in Frage.“ „Aber nur eine sehr äußerliche Betrachtungsweise wird den Begriff der Betriebsstörung ohne weiteres unter den der Schädigung subsumieren. Auch in der Geschichte […] sehen wir ja, dass Erschütterungen des bisherigen Gleichgewichts durchaus nicht immer unter die verderblichen Erscheinungen gerechnet werden dürfen.“ „Ich bin sehr gespannt auf die kommenden Monate und die Diskussionen bei den Grünen.“ |
Samstag, 23. Juli 2022
Sommerpaff
„Ich habe bei einem Zug von Rostock nach Hamburg gesehen, wie Menschen buchstäblich aus dem Zug gefallen sind, als die Türen geöffnet wurden.“ „Puff-puff Eisenbahn - jetzt fahren wir nach Wiesenplan!“ „Wer nicht mit dem Wort »Puffmama« in einem Partysong daran erinnert werden will, dass es in seiner Stadt Prostitution gibt, sorgt dafür, dass diese Frauen unsichtbar bleiben.“ „Mit ein wenig Sprachverständnis - reift so langsam die Erkenntnis: Zweimal Puff erfreut unbändig, einmal Puff ist unanständig.“ „Ich denke seit einiger Zeit über kollabierende Gesellschaften nach und wie man einen gesellschaftlichen Kollaps aufhalten kann.“ |
Samstag, 16. Juli 2022
Bauernverzauberung
„Die Entwicklung einer zukunftsfähigen, resilienten und nachhaltigen (regionalen) Land- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen mit qualitativ hochwertigen, vielfältigen Produkten zu fairen und marktfähigen Preisen entlang der Wertschöpfungskette mit hohen Umwelt-, Klimaschutz-, Gesundheits-, Arbeits-, Sozial- und Tierwohlstandards steht im Mittelpunkt.[…] Die Eingaben werden von einem Zukunftsbürgerrat gesammelt und mit den vorhandenen Strategien des Lands Niedersachsen abgeglichen. Außerdem wird die rechtliche und finanzielle Machbarkeit geprüft.“ |
Samstag. 9. Juli 2022
Pflanzrendite
„Aus dem Boden emporwachsende Pflanzen sind für das Leben unerlässlich.“ |
Samstag, 2. Juli 2022
Gnadenbrennstoff
„Energie aus Frimmersdorf. In der südlichen Spitze des Kammerbezirks wortwörtlich ein Kraftquell ohnegleichen […] Wo ein industrieller Impuls von der Art der Grevenbroicher Werke einmal geweckt ist, zündet er weiter. Der […] Kammerbezirk hat in Grevenbroich eine neue Jugend begonnen.“ „Vergessen wir nicht, dass die Industrie für fossile Brennstoffe jahrzehntelang Milliarden und Abermilliarden für Pseudowissenschaft, Öffentlichkeitsarbeit und alle Arten von Lobbyarbeit ausgegeben hat, um die Welt davon zu überzeugen, dass der Klimawandel nicht so ernst ist und dass die fossilen Brennstoffe nicht die Probleme verursachen, die sie verursachen. Ein bisschen so, wie es die Tabakindustrie ein paar Jahrzehnte zuvor getan hat. Die Wirtschaftsführer tragen also auch eine große Verantwortung.“ „Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein fordert deshalb unter anderem ein Ende der Diskussionen um einen vorgezogenen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung.“ „Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, wenn wir in den vergangenen Jahrzehnten massiv in erneuerbare Energien investiert hätten. Wenn das geschehen wäre, wären wir heute nicht der Gnade der fossilen Brennstoffindustrie ausgeliefert, deren Preise extrem hoch sind und die Lebensqualität der Menschen und die Lage vieler Entwicklungsländer beeinträchtigen.“ „Geschichte ist nun einmal ein Bericht über das, was Menschen getan haben, aber nicht, was sie zu tun versäumt haben.“ |
Samstag, 25. Juni 2022
Identitätsgeblöke
„lumbung ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. […] Das Praktizieren von lumbung ermöglicht eine alternative Ökonomie der Kollektivität, des gemeinsamen Ressourcenaufbaus und der gerechten Verteilung. lumbung basiert auf Werten wie lokaler Verankerung, Humor, Großzügigkeit, Unabhängigkeit, Transparenz, Genügsamkeit und Regeneration.“ „Auf dem Weg zur documenta fifteen lädt ruangrupa gemeinschaftsorientierte Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt ein, miteinander lumbung zu praktizieren und an neuen Nachhaltigkeitsmodellen […] zu arbeiten.“ „Die feierlichen Reden von der „Weltkunstschau“, die diesmal aus dem ‚globalen Süden‘ komme, klangen […] oft dermaßen beschwörend und essentialistisch, als hätte man es in Kassel mit einer Kirche zu tun, deren Altar nicht nach Osten ausgerichtet ist, sondern dahin, wo bekanntlich auch die Sehnsucht der Schlagersänger nach einem ungebundeneren Leben wohnt.“ „Judenhass in Indonesien ist genauso menschenverachtend wie anderswo auch…“ „Der Antisemitismus ist nur ein kleiner Teil des Kulturalismus. […] In den totalitären Regimen wird die Front des Kulturalismus gestärkt. Auch im Westen übernimmt man nun die Führerschaft dieser Kulturen […]. Es gibt nur noch Entscheidungen aus den Legitimationen des Kulturkontexts. […]. Die Documenta ist ja nichts anderes als eine Versammlung solcher kulturalistischer Formen. Überall heißt es ‚Macht keine Kunst, sondern schafft Freundschaft, hängt miteinander ab, habt eine gute Zeit und polemisiert wie immer ihr wollt, im Namen Eurer kulturellen Identität'. Nur wird dabei geflissentlich vermieden zu sagen, was eigentlich kulturelle Identität sein soll. Es bleibt einfach nur ein Herrschaftsgestus übrig. […] Die Kultur siegt endgültig über das europäische Prinzip der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, die 600 Jahre existiert hat und enormen Weltkenntnisfortschritt gebracht hat. […] Es ist ein wildes Durcheinander von Leuten, die nicht gerade sehr lange nachgedacht haben. Inzwischen stellt sich heraus, dass das strategisch ist. Gewollt, das ist Absicht. Man hat die Nase voll von der Vielfalt der Anforderungen. […] Deshalb kehrt man zurück zum Schafstallgeblöke der kulturellen Identitäten. Die Leute haben im Namen der Kunstfreiheit […] die Kunst liquidiert. […] Das ist die bedeutendste Documenta, die es je gegeben hat – für die Situation der Welt.“ |
Samstag, 18. Juni 2022
Sommerschockwelle
„Wir sind Zeitzeugen einer als Reaktion auf Putins Angriffskrieg vorsätzlich herbeigeführten Wirtschafts-, Energie- und Nahrungsmittelkrise.“ „Gleichzeitig zeigt der Energiepreisschock jedoch, dass es zur angestrebten Dekarbonisierung keine Alternative gibt…“ „Auf die industrielle Revolution könnte ein Jahrhundert des Rückschritts erfolgen. Das Schrumpfen der Bevölkerung in Deutschland, Europa und bald der gesamten Welt ist weder eine Utopie noch eine Dystopie. Es ist vielmehr ein Fakt und ein Weckruf: Statt der über Jahrzehnte befürchteten ‚Population Bomb‘ werden wir einen ‚Population Drop‘ erleben mit gewaltigen Konsequenzen für unseren Wohlstand. Denn statt Arbeitslosigkeit droht uns in Zukunft die Arbeiterlosigkeit.“ „Naomi Klein hat in ihrem großen Buch „Die Schock-Strategie“ sehr gut beschrieben, wie man Katastrophen und fürchterliche Ereignisse nutzen kann, um Fakten zu schaffen, die in einer echten, offenen gesellschaftlichen Diskussion so wohl nie mehrheitsfähig wären.“ |
Samstag, 11. Juni 2022
Greisenkraftwerk
„Ich bewundere es, wenn jemand ein gutes Arbeitsethos hat. Das mag jetzt vielleicht nicht das Rock-´n`-Rolligste sein, was man über die Stones behaupten kann. Es stimmt trotzdem: Die Stones haben ein großartiges Arbeitsethos.“ „Das Leben ist halt zu interessant zum Sterben. Alles, was ich tun wollte, musste gemacht werden – da konnte ich doch nicht schlappmachen. […] Aber harte Arbeit ist okay, wenn du sie gerne machst. Witzigerweise merke ich immer erst danach, wie anstrengend ein Tag war. Dann stehen wir im Studio und sagen: ‚Das war harte Arbeit.‘ Doch im Moment des Entstehens fühlt es sich nie so an.“ „Du räudiger Pirat dreh' den Verstärker einfach weiter bis auf zwölf. Zieh' Dir die engen Hosen an. Lass Dir noch drei Ohrlöcher stechen. Vergiss die Chucks nicht. So lange Du noch Kind bist, kann Dir nichts passieren. Kinder brauchen keine Rente. Kinder müssen spielen. Du weißt schon, Kinder sind unsere Zukunft. Alles Gute, Keith!“ „Wenn einmal alle Rolling-Stones-T-Shirts verkauft sind, alle Rolling-Stones-Becher eingestaubt, alle Rolling-Stones-Handyfotos verwhatsappt, bleiben trotzdem die Rolling Stones. Sie sind doch unsterblich. Und jetzt philosophisch betrachtet: Der Teufel gibt ja auch keine Ruhe, wie sollten es die Rolling Stones?“ „Musik ist eine kostbare Medizin für die Seele. Wenn es Ihnen mal richtig schlecht geht: Rufen Sie mich an, dann singe ich für Sie – das hilft immer!“ |
Samstag, 4. Juni 2022
Leerstellenmarkt
„Die Corona-Pandemie hat den Leerstellenmarkt gehörig durcheinandergewirbelt.“ „Wenn knapp die Hälfte der Bevölkerung letztlich keine Partei mehr findet, die ihre Sichtweise auch nur annähernd vertritt, ist das nicht nur eine große Repräsentationslücke im politischen System, sondern ein ernstes Problem für die Demokratie. […] Die große Leerstelle im politischen System muss daher dringend geschlossen werden.“ „Unser Verdacht war, dass die Menschen mit dieser Leerstelle gar nicht so gut leben können. Und überall, wo eine Nachfrage entsteht, folgt auch ein Angebot. […] Wir hätten Angst, unser Klon würde etwas in die Welt setzen, was wir nie gewollt hätten. Unser digitaler Klon entwickelt sich ja auch weiter, nach unseren Mustern der Vergangenheit. Aber entwickelt er sich in der Weise, wie wir uns entwickelt hätten? Darüber hätten wir keine Kontrolle mehr.“ „Man stelle sich etwa vor, verblichene Politiker twitterten aus dem Jenseits munter weiter und ihre KI-Persönlichkeiten fänden irdisch Zulauf.“ |
Samstag, 28. Mai 2022
Erdrettungsjubiläum
„Eine gefährliche Mischung aus Umwelt- und Sicherheitskrisen birgt dem Forschungsinstitut Sipri zufolge komplexe Risiken für den Frieden auf der Welt. Auf dieses "neue Zeitalter der Risiken" seien Entscheidungsträger bislang nicht vorbereitet….“ „Denn 1972 markierte einen Perspektivwechsel, der bis heute nicht wirklich begriffen worden ist. Bis 1972 war der Mensch kleiner als die Natur. Die Natur war dort draußen, sie war feindlich und grenzenlos, und der Mensch behauptete sich gegen sie. Nach 1972 ist nicht die Natur unser Feind, sondern wir selbst sind unser eigener Feind geworden, wenn wir ihre Grenzen nicht respektieren.“ |
Samstag, 21. Mai 2022
Mangelwirtschaftswachstum
„Auf die Frage nach dem Zustand der Welt habe ich kürzlich gesagt: Es geht uns schlechter als letztes Jahr aber besser als im nächsten Jahr.“ „Wir müssen uns klar werden, dass die Gasmangellage eine echte Krise ist. Das Leben ist dann nicht mehr fröhlich und locker […] Es gilt bei geringstmöglichem Schaden die in der konkreten Situation schnellstmögliche Lösung zu finden. Einfach wird das nicht […] Niemand kann sagen, was passiert, wenn man aus dem Kartenhaus eine Karte herauszieht. […] Ich war nie ein pessimistischer Mensch. Aber die Lieferverflechtungen sind so eng, dass der Gasmangel schwerste Konsequenzen für den Industriestandort Deutschland haben könnte.“ „Wir müssen aus dem Problem herauswachsen, indem wir Hunderttausende neue hochbezahlte, hochqualifizierte Jobs im Land schaffen.“ |
Samstag, 14. Mai 2022
Unsicherheitsdichtungen
„Erst ein Summen, dann ein Chor, dann ein Schreien in Harmonie - Veränderung in der Luft, nur zu Greifen scheinbar nie.“ „Was ist, was tun, was wird? – Das treibt uns um, wie lange nicht.“ „Derzeit ist die Unsicherheit generell zu hoch.“ „Die Unsicherheit ist gekommen, um zu bleiben.“ „Zweite Meinungen sind nur einen Klick entfernt.“ „Wenn ich wüsste, dass wir am Vorabend einer apokalyptischen Entwicklung stehen, dann würde ich mir jetzt eine Flasche Rotwein schnappen. Aber davon bin ich nicht überzeugt. Ich werde heute Abend nüchtern bleiben.“ „Dichtungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Leistung von Systemen. […] Dynamische Dichtungen kommen dort zum Einsatz, wo sich die Grenzflächen bewegen.“ |
Samstag, 7. Mai 2022
Resignierkunst
„Der geschichtliche Sinn der Epoche ist zutiefst an Resignation gebunden.“ „Als Great Resignation oder Big Quit wird der […] Trend bezeichnet, dass Arbeitnehmer*innen infolge der COVID-19-Pandemie ihren Arbeitsplatz kündigen. […] In Deutschland liegt die Kündigungsquote vonseiten der Arbeitnehmer*innen mit 6,0 % auf einem europäischen und vermutlich weltweiten Höchststand. […] Die Unternehmen werden gezwungen sein, die Arbeitsbedingungen für ihre Beschäftigten deutlich zu überdenken.“ „Virtuosität ist gerade jetzt auf allen Gebieten gefragt. Ansonsten würde man in die Position eines resignierten Verlierertums einwilligen. […] Freiheit ereignet sich, sobald man sich von einer Illusion trennt.“ „Man sollte vital resignieren. […] Es ist etwas anderes, ob man mit einem Haferschleim resigniert oder mit einem guten Beaujolais.“ „Es resigniert niemand, sowenig als das Wasser resignieren kann, Wasser zu sein, solange es noch Wasser ist. – Und Resignation ist nach meinem Begriff nichts als eine lächerliche Selbstgefälligkeit in einer notwendigen Veränderung unserer Selbst, welche Veränderung durch diese lächerliche Selbstgefälligkeit allein entsteht.“ |
Samstag, 30. April 2022
Hexenkesselglanz
„Die Söhne des Reichs werden hinausgeworfen werden in die äußere Finsternis; daselbst wird sein Heulen und Zähneknirschen." „Nichts ist so schauerlich und gemein, dass man es dem Treiben der Hexen in dieser Nacht nicht zuschrieb. Was nicht alles ließ man sie in den Hexenkessel tun zum Gebräu des Hexentrankes! Mit dem „Hexenschuss“ konnten sie den Menschen lähmen, sie konnten das „Hexenwetter“ und das „Teufelswetter“ machen, Feld und Flur verderben, ja sich an neugeborenen Kindern vergreifen und das Vieh verzaubern. […] |
Samstag, 23. April 2022
Erdverschmähung
„Es gibt einen großen Bedarf und wachsende Unterstützung für die Einführung neuer Werte in unserer Gesellschaft – wo größer nicht unbedingt besser ist – wo langsamer schneller sein kann – und wo weniger mehr sein kann.“ „Wie wäre es, wenn wir den ‚Earth Day‘ einfach mal weglassen?“ „Earth Day: Beauty-Produkte kaufen und dabei die Welt retten“ „Mit den folgenden Brands können wir den Earth Day supporten und unserer Umwelt etwas Gutes tun [… ] Mit Shopping Gutes tun? Lieben wir!" „Deine Kleider machen Leute - Nachhaltig, Bio & Fair steht Dir und der Erde besser“ „Es ist #EarthDay und das Internet trieft vor leicht bekömmlichen Öko-Shopping-Tipps, glänzenden Infos über Sustainability-Sparten von Megakonzernen & umweltbewussten Grüßen aus der Politik. Viel deutlicher könnte man der Erde "fuck you" gar nicht sagen.“ |
Samstag, 16. April 2022
Ernstfallhöhe
„Cyberangriffe, Sabotage, Nuklearterror - Deutschlands Sicherheitsbehörden bereiten sich auf den Ernstfall vor“ „Der Ernstfall steht kurz bevor.“ „Er sagte niemals Krieg, sondern immer nur Ernstfall…“ „Sobald gemeinsame Ernstfalldeutungen da sind, entstehen auch Koordinationen, die bleibende Erfahrungen von Solidarität hinterlassen.“ „Ja – fast hätten wir's vergessen, auch ein Telefon ist da! So daß man im Ernstfall einer völlig verschütteten und zerstörten Welt immer noch die Möglichkeit zu einem Fernruf hätte: »Hallo! Ist dort die Steinzeit? Hier zwanzigstes Jahrhundert! Wir bitten um einige technische Ratschläge zur Wiederherstellung des Friedens! Wie? Ihr wundert euch, daß wir als Zeitalter der Technik ...? Ja, aber liebe Freunde, wißt ihr denn nicht, daß unsere Technik andere Sorgen hat? Fast zur Hälfte ist sie damit beschäftigt, Mittel zur Zerstörung des Lebens zu entdecken; fast zur anderen Hälfte plagt sie sich ab, um die nötigsten Gegenmittel zu finden…“ |
Samstag, 9. April 2022
Postcoronakratie
„Das Scheitern einer Corona-Impfpflicht ist von Politikern und Verbänden mit Bedauern aufgenommen worden. […] Im Bundestag hatte ein Gesetzentwurf der Ampelkoalition für eine Impfpflicht ab 60 Jahren nicht die erforderliche Mehrheit erreicht. Auch Anträge der Union, der AfD und einer Parlamentariergruppe um den FDP-Politiker Kubicki wurden abgelehnt.“ „Keine Macht für niemand!“ „Die Seuche ist erloschen. Man sieht viele blasse, abgehärmte Gesichter umherwandeln.“ „Die resignative Abkehr von fast allen Infektionsschutzmaßnahmen erinnert stark an Rilkes ‚Herbsttag‘: Wer jetzt keine Impfung hat, gibt sich keine mehr - und lässt es lange bleiben. […] Jetzt wird es ein Sommer im Vorgefühl der nächsten Katastrophe…“ |
Samstag, 2. April 2022
Korporativgeburt
„Die Verwüstungen in Mariupol und Charkiw künden vom Leid einer Generation, die am 23. Februar des 21. Jahrhunderts ins Bett ging, um am 24. Februar in der brutalisierten Welt des 20. Jahrhunderts aufzuwachen.“ „‘0 göttliches Zwanzigstes Jahrhundert!‘ rief er aus und schaute dabei bitter verzückt zur Decke empor. ‚Wie wenig gutes Bewußtsein hast du uns bedürftigen Nachkommen - Gedankensportlern! - übriggelassen!‘“ „Zur Erinnerung: In vielen westlichen Ländern herrschte bis zum 24. Februar ein zum Teil ins Bizarre ausfransender Krieg um korrekte Sprache, in der um Gottes Willen auch nicht die allergeringste Spur von real existierender Gewalt mehr aufscheinen durfte. Student*innen forderten Triggerwarnungen und begannen Referate zu halten, in denen – unbesorgt um jede historische Tatsache – etwa von "Diktator*innen" die Rede war, und sie bildeten jederzeit sprachkampfbereite Einsatzgruppen, wenn jemand etwas aus ihrer Sicht Falsches sagte. Sie schleiften Heldendenkmäler und attackierten toxische Männlichkeit – und nun, von einem Tag auf den anderen, gibt es plötzlich männliche Kriegshelden, die martialisch agitieren und dafür Titel wie "Widerstandsikone" oder "Freiheitsheld" verliehen bekommen […] und nirgends von der Genderfront hört man auch nur die Frage: "Moment mal, was sind denn das für Rollenbilder, die hier gefeiert werden? […] Ich fand es gut, in einer postheroischen Zeit zu leben, Deserteure und "Schwächlinge" zu rehabilitieren und Generäle als Kriegsverbrecher zu dekonstruieren, wenn sie es denn waren. Und auch wenn mir der neue Reinheitsfetischismus der Sprachpolizist*innen suspekt war und ist, scheint er mir immer noch moderner als das Gefühl, beim Lesen der Zeitung gerade den Sound von Heinrich Manns "Untertan" entgegengeweht zu bekommen..“ „Diederich äußerte sein wärmstes Einverständnis. Es entsprach seinen Trieben, […] nicht persönlich, sondern korporativ im Leben Fuß zu fassen.“ |
Samstag, 26. März 2022
Himmelsregie
„Politik ist nur der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.“ „Das Transgas-Projekt der Wirtschaft entpuppte sich als ideale Ergänzung zur Brandt‘schen Ostpolitik. […] Das Auswärtige Amt hielt bereits 1969 einen Anteil von 20 Prozent sowjetischen Gases am deutschen Markt für denkbar. […] Die Geschichte der deutschrussischen Energiebeziehungen ist gleichzeitig auch eine Geschichte des deutsch-amerikanischen Konflikts." „US-Gasexporteure sehen die explodierenden Preise als fantastische Geschäftschance. Viele wollen frische Kapazitäten schaffen, um von der globalen Knappheit zu profitieren […] Allerdings gerät dies in Konflikt mit der Dekarbonisierung.“ „Die EU will so schnell wie möglich von russischem Gas unabhängig werden. Unterstützung kommt nun aus den USA: Präsident Biden hat für dieses Jahr zusätzliche 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas zugesagt. Auch langfristig soll mehr geliefert werden. […] Inmitten des Ukraine-Kriegs soll Indien nach übereinstimmenden Medienberichten unmittelbar davor stehen, einen neuen Öl-Deal mit Russland zu unterzeichnen. […] Während westliche Staaten nach Alternativen suchen, scheint Indien von einem Dumping-Angebot Gebrauch machen zu wollen.“ „Es geht aktuell […] um die Frage, ob wir mit Russland in Zukunft noch im nennenswerten Umfang wirtschaftliche Beziehungen haben werden oder nicht.“ Oliver Hermes, Pressemitteilung vom 1. März 2022 „Wir haben verstanden, dass Sie die ‚Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft‘ fortführen wollen.“ „Großartigerweise und das war ja das Ziel […] des Besuchs in Katar, kann ich sagen, dass fest vereinbart wurde, eine langfristige Energiepartnerschaft […] einzugehen.“ „Wenn man - wie Wirtschaftsminister Robert Habeck – von Putins Gas weg will und dafür nach Katar reisen muss, steht man vor einer Systemfrage.“ |
Samstag, 19. März 2022
Weltbezogenheitsbindung
„Ich denke über all die Geschichten nach, die wir über Geflüchtete erzählen, wie sie immer die eine oder die andere Geschichte sind, aber nie beide gleichzeitig. Tragische Geschichten oder bedrohliche Geschichten. Opfer oder Täter. Niemals kompliziert, immer simpel, immer mit sauberen Rändern. Handliche Schubladen in die Menschen gesteckt werden, die gezwungen waren zu fliehen.“ „Das politische Problem besteht darin, all diejenigen zu beruhigen und zu beherbergen die sich notgedrungen auf den Marsch begeben müssen, und sie dabei zugleich vom trügerischen Glauben an schützende Identitäten und undurchlässige Grenzzäune abzubringen […] Um zu beruhigen, müsste man zu zwei [...] komplementären Regungen fähig sein; sich einerseits an einen bestimmten Boden zu binden und andererseits weltbezogen zu werden.“ „Stell Dir vor es geht und keiner kriegt's hin.“ „Ach - zum Kuckuck! Ein Kuckucksruf genügt, und ich bin wieder bereit, an das Leben zu glauben, sogar an den Menschen. Der Mensch ist lernfähig…" „Und zum Glück gibt‘s die Täuschung, was hätten wir sonst?“ |
Samstag, 12. März 2022
Gleichstellungsheld*innen
„Dieses Gesetz dient der Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowie der Beseitigung bestehender und der Verhinderung künftiger Diskriminierungen wegen des Geschlechts.“ „Es ist auch für Männer ein legitimer Wunsch, nicht als Kanonenfutter zu enden oder in einem Häuserkampf sterben zu wollen. Wie grausam ist es, Menschen aufgrund ihres Geschlechts zu untersagen, sich vor Krieg in Sicherheit zu bringen?“ „Der Held – das war zunächst einmal immer ein Mann. […] Das Wort ‚Held‘ leitet sich ab vom altgermanischen Substantiv Halil oder Halub. Es bedeutet so viel wie ‚Krieger‘ – oder schlicht: ‚Mann‘. […] Männlichkeit ‚ist‘ nicht. Sie muss durch bestimmte Akte, Mutproben, Prüfungen, Grenzerfahrungen immer neu verifiziert werden.“ „Meistens ist Heldentum eine Geschichte und keine Eigenschaft. Und die Geschichte hängt wahnsinnig davon ab, was das Umfeld, was das Publikum gerade braucht [...]. Helden tauchen oft in den Krisenzeiten auf.“ „Was, wenn wir alle empfindsame Weicheier wären, weltweit? Wäre das nicht auf Dauer hilfreicher als eine neue Spirale von Verteidigungsbereitschaft Gewalt, Eskalation?“ „Die große Heldenerzählung aus dem Krieg […] hat Generationen überdauert und rockt voll durch. Niemand spricht darüber, was sind das eigentlich für Rollenbilder, was sind das für Heldenbilder. Tapferkeit und Vaterland - ein Begriffsinventar, das automatisch abgerufen wird...“ „Solange nach der Laune einiger Männer Tausende unserer Brüder ganz rechtmäßig abgeschlachtet werden, wird der Teil der Menschheit, der sich dem Heldentum widmet, das sein, was in der ganzen Natur am verabscheuungswürdigsten ist.“ |
Samstag, 5. März 2022
Sinnverpflanzung
„Wenn der Krieg anhält, werden wir die Verlierer sein. In einigen Teilen des Landes hungern die Menschen schon jetzt.“ „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ „Manche sagen, Putins Leistung war, 'to make EU great again', die Europäische Union wieder groß zu machen. Das trifft es ganz gut. Tragischerweise müssen Menschen sterben, damit wir zu dieser Einheit kamen." „Dennoch wirkt Putins Krieg gegen die Ukraine für die EU wie ein Lebenselixier, rechts und links werden heilige Kühe geschlachtet und ein neuer Wind weht durch Europa.“ „Nein, das ist kein guter Tag für Europa. Es sind beklemmende Zeiten...“ „Als Folge des Kriegs sitzen nun Zivilität und Antimilitarismus auf der Anklagebank - welch fatales Echo auf Putins Welt.“ „Es ist durchaus wahr und eine – jetzt hier nicht näher zu begründende – Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht.“ |
Samstag, 26. Februar 2022
Solastalgiebeseitigung
„Die Kultur des Wegsehens hat im Westen Tradition, gerade auch in Deutschland.“ „Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht.“ „Aber dann wurden auch schon die Kerzen ins Fenster gestellt, die Ukraine-Flaggen gehisst, die Fassungslosigkeitsmonologe gehalten – und was wir dann halt in unserer selbstgewählten Hilfslosigkeit so tun. Wir haben nichts auf der Tasche, weder politisch noch kulturell. „Russlands Fortschritt wird nicht länger mit seinen europäischen Wurzeln in Verbindung gebracht.“ „Es ist die Dominanz des Fortschrittsmodells, die dazu führt, dass Verluste […] tendenziell unsichtbar gemacht werden. […] Die moderne Gesellschaft […] führt zu einer Verlustpotenzierung. […] Wir können die Konflikt- und Wandlungsdynamik […] nur verstehen, wenn wir davon ausgehen, dass soziale Gruppen nicht nur von Fortschrittshoffnungen angetrieben sind, sondern auch von verlustbezogenen Motiven, von Verlustwut, Verlusttrauer, Verlustangst oder auch Versuchen einer Verlustprävention.“ „Es ist ein Wort, das es eigentlich nicht geben sollte, das aber aufgrund widriger Umstände kreiert werden musste. Inzwischen ist es rund um den Globus verbreitet. Das ist schrecklich […] Schaffen wir es aus der Welt. Beseitigen wir die Umstände, die Kräfte, die Solastalgie auslösen.“ |
Samstag, 19. Februar 2022
Versorgungssicherheitsmonopol
„Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Aber wenn sich das niedrige Strompreisniveau nachhaltig etabliert, wird die konventionelle Stromerzeugung wirtschaftlich kollabieren. […] Die Versorgungssicherheit in Deutschland wäre in höchster Gefahr.“ „Doch auch wenn dies absurd klinge, mache genau dieses ‚Schreckensszenario für Deutschland und Europa‘ ihm Hoffnung. Er rechne also fest mit der politischen Entscheidung zur Gründung eines „Kapazitätsmarktes“, auf dem sich ein eigener Preis für gesicherte, wetterunabhängige Stromproduktion bilden könne, sagte Terium. Dies werde dann wieder zu ‚Marktstabilität und Planungssicherheit für unser konventionelles Kraftwerksgeschäft‘ führen.“ „Das Bundeskartellamt hat den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an der E.ON SE durch die RWE AG […] freigegeben. Die Ermittlungen haben ergeben, dass das […] Zusammenschlussvorhaben keine erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs, insbesondere keine Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung erwarten lässt.“ „Aber würde ich jetzt sagen, ich will in zwei Jahren alle unsere fossilen Kraftwerke abschalten, dann kommt garantiert die Bundesnetzagentur und verbietet das mit Blick auf die Versorgungssicherheit […] Wir halten nicht krampfhaft an den Fossilen fest, sondern wandeln uns rasant. Dabei geht es aber auch um Versorgungssicherheit, die betroffenen Menschen und die Region.“ „Das Thema Versorgungssicherheit steht ganz oben […] Bund und Land müssen wissen, dass die Frage der Versorgungssicherheit für den Strukturwandel zentral ist und bis Ende des Jahres verbindlich geklärt sein muss. [...] In Berlin muss möglichst schnell dafür gesorgt werden, dass man mit Gaskraftwerken auch Geld verdienen kann.“ „Es braucht dringend Lösungen für eine grüne Versorgungssicherheit.“ „Nach den Ergebnissen der Analysen ist RWE das einzige Erzeugungsunternehmen, das derzeit die vom Bundeskartellamt verwendete Vermutungsschwelle für eine marktbeherrschende Stellung klar überschreitet.“ |
Samstag, 12. Februar 2022
Pflichtvollzugswesen
„Darüber, wer bereits gegen Covid geimpft ist und wer nicht, gibt es bei uns keine zuverlässigen Daten. Die Lage ist ernst, aber weitgehend unbekannt.“ „Wenn Politik […] eine allgemeine Impfpflicht einführt, muss die Politik auch Antworten haben auf Fragen wie: Wer lädt wen ein? Wer kontrolliert? […] Die Gesundheitsämter sehen sich verständlicherweise nicht in der Lage sie zu kontrollieren. Der Personalmangel wird durch die Impfpflicht mit hoher Wahrscheinlichkeit noch verschärft.“ „Zwangsimpfungen wird es nicht geben - dazu stehen Ärztinnen und Ärzte nicht zur Verfügung.“ „Die gesetzlichen Krankenkassen sehen sich nicht für die Kontrolle einer möglichen allgemeinen Impfpflicht zuständig.“ „Der Vollzug ist einfach noch nicht geklärt. Wir haben viele Gespräche mit Landräten, Oberbürgermeistern, Einrichtungen und der Vereinigung der Pflegenden geführt, die uns alle gesagt haben: so kann das nicht funktionieren.“ „In Anbetracht dieser Lage ist es egal, ob in Deutschland eine Impfpflicht gilt oder nicht.“ |
Samstag, 5. Februar 2022
Brückengasgans
„Vom vergessenen Stiefkind hat die Gasbranche in den vergangenen zehn Jahren […] einen steilen Aufstieg hingelegt, indem sie sich einen kräftigen grünen Anstrich verpasst hat. Den Titel „Brückentechnologie“ hat sie von der Atomenergie für sich übernommen. Und auch für die Zeit danach betreibt sie heftig Lobbyarbeit: Mit angeblich ‚klimaneutralen Gasen‘ möchte sie dann zur dritten Säule der Energiewende werden. […] Der PR-Lobbyverband „Zukunft Gas“ dürfte bei diesem strategischen „Greenwashing“ wohl eine der einflussreichsten Stimmen sein.“ „…wir brauchen russisches Gas. Punkt. Insbesondere, wenn wir jetzt auch noch mehr auf Gas setzen, weil wir die Kohle abschalten wollen. Dann sollten wir nicht darüber nachdenken, wie wir das ohne russisches Gas machen.“ „Die Gas-Connection nach Moskau ist die Achillesferse des Kontinents […] Lange Zeit standen die Pipelines für das, was Ost und West verbindet. Jetzt stehen sie für die Abhängigkeit des Westens.“ „Wenn sich die Krise noch verschärft und es einen kompletten Stopp gibt, dann sind wir wahrscheinlich für die nächsten zwei, drei Jahre in einer prekären Situation.“ „Wenn Olaf Scholz am kommenden Montag in Washington auf Joe Biden trifft, wird er einmal mehr dafür werben, mit Putin ‚im Gespräch‘ zu bleiben. Gemeint ist: Im Geschäft zu bleiben.“ „Russland hat alles in der Hand, warten wir ab, wie sich die Lage entwickelt.“ „Ist Russland dabei, die Gans zu töten, die das goldene Ei legt? Handelt es sich (absichtlich?) um aktive Sterbehilfe? Oder verlängert die Krise tatsächlich ihre Lebensdauer (durch neue Gasinfrastruktur und langfristige Verträge)?“ |
Samstag, 29. Januar 2022
Klerikalverdunstung
„Die Vergangenheit der römisch-katholischen Kirche ist schrecklich. Die gegenwärtige Verteidigungsstrategie der Kirchenmänner ist es auch.“ „Immer wieder haben die klerikalen Hierarchien den Missbrauch an jungen Menschen zugelassen. Lieber hat man den Kopf in den Tabernakel gesteckt und das Weihrauchfass geschwungen, um die Sicht auf himmelschreiendes Unrecht zu vernebeln. Unter dem Dach der Barmherzigkeit wurden Täter ohne (kirchen)rechtliche Konsequenzen geschützt – einzig um den Schein der Heiligkeit zu wahren.“ „Jetzt ist die Wucht eines solchen Ereignisses da. Aber das ist ja nicht das Ende des Christentums. Stellen sie sich mal Bayern vor ohne das Christentum [...] Wir können den Platz nicht räumen. Wir müssen uns erneuern. [...] Ich kann nicht versprechen, dass das schnell geht.“ „Einzelne Personen in Machtpositionen hätten zwar Menschen viel Leid ersparen können. Aber sie bewegen sich in einem System, das deformiert. Der einfache ethische Grundsatz, dass die Schwächsten zu schützen sind, wird weggeweiht. Ist man Teil des Klerus, wird alles andere wichtiger: das Karrierchen, das Kleidchen mit und ohne Spitze […] Die römisch-katholische Kirche ist ein Verantwortungsverdunstungsbetrieb.“ „Klerikale Karrieristen braucht es nicht (mehr). [...] Männerburgen und -welten müssen aufgesprengt werden! [...] Ja, die Kirche steht vor einer "Zeitenwende". |
Samstag, 22. Januar 2022
Jupsilogik
„Ja, Sie wissen es alle: wir befinden uns am Vorabend einer Quantenrevolution. […] Für mich als kanadischer Botschafter ist es eine große Ehre, dass D-Wave seinen ersten Annealer, der außerhalb Kanadas steht, hier nach Jülich in das Supercomputercenter gebracht hat." „Jülich ist der perfekte Ort für den ersten Annealer in Europa […] Wir glauben, dass dieses System, das Jülich-Team und die Kunden in Europa die Anwendungen und Entwicklungen weiter tragen werden - über den europäischen Kontinent hinaus.“ „Wir stehen noch am Anfang des Rennens […] Und jetzt sollten unsere Schritte ehrgeiziger werden, gerade im Bereich Quantentechnologie. Diese Themen sind strategisch relevant für die europäische Autonomie.“ „Wir müssen uns jetzt sehr gut aufstellen, wenn wir ganz vorne mitmischen wollen, wenn wir Spitzenreiter werden wollen. Wir als Deutsche, aber auch wir als Europäer zusammen [...] Das ist ein Aufbruch in eine neue Zeit. Der Quantenannealer bedeutet vor allem eins: Gute Aussichten.“ „Schon jetzt bietet im Bereich der Quantencomputer keine andere Region in Europa Expertise in solcher Breite und Tiefe. Wir sind stolz darauf, dass Nordrhein-Westfalen ein europäischer Hotspot für Quantencomputing geworden ist.“ „Da hat uns ein Storch, der Storch von D-Wave aus Kanada, ein ganz süßes Baby gebracht. Warum heißt es eigentlich JUPSI?“ JUPSI steht für ‚Juelich Pioneer for Spin Interference‘. Die Spins sind die Qubits in der JUPSI […] JUPSI ist eine Prinzessin, und ich glaube sogar eine Prinzessin auf der Erbse, weil sie so sensibel ist. |
Samstag, 15. Januar 2022
Wachstumsfortschrittsverzicht
„Die neue Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, verlangte von der Gesellschaft, die Innovationskraft der deutschen Industrie zu sichern und auf die Herausforderungen nicht mit Verboten und Verzicht, sondern mit einem „Fortschrittswachstum“ zu reagieren.“ „Fortschritt entsteht im Kopf.“ „Fortschritt entsteht durch Unberechenbarkeit.“ „Fortschritt entsteht tatsächlich, weil wir uns Sorgen machen.“ „Fortschritt entsteht heute dadurch, dass Landwirte und Unternehmen wie BASF Daten gemeinsam nutzen.“ „Wo Fortschritt entsteht, muss er auch gelebt werden.“ „Ökonomisch-technischen Fortschritt zu beschleunigen, aber politisch-sozialen Fortschritt zu behindern, liegt im Interesse einer wirtschaftlichen Elite. [...] Nicht im ökonomischen Interesse dagegen liegt jede Art von Fortschritt, die jenseits des Systems von Preisen, Waren, Profiten und Schulden liegt.[...] Wir sehen einen Markt, auf dem man Wachstum ohne Fortschritt zu generieren versucht, und wir sehen eine Zukunftswissenschaft, die Wege sucht, Fortschritt ohne Wachstum zu ermöglichen. Und wir erkennen das Werden von Kulturen, die bewusst oder erzwungen auf das Prinzip des Wachstums-Fortschritts verzichten.“ |
Samstag, 8. Januar 2022
Krawattenfall
„Die Krawatte ist nicht allein ein bewährtes Schutzmittel gegen Schnupfen, steifen Hals, Entzündungen, Zahnschmerzen und andere unerfreuliche Naturerscheinungen derselben Kategorie, sie bildet auch einen wesentlichen und unerlässlichen Bestandteil der Toilette und gestattet in der reichen Mannigfaltigkeit ihrer Formen sichere Schlüsse auf die Wesensart des Trägers. Die Krawatte des Mannes von Genie wird der Krawatte eines kleinen Geistes nie ähnlich sehen. [...] Die Krawatte ist der ganze Mann. Sie ist der Thermometer, an dem man den Grad des Geschmackes in Sachen der Kleidung und Bildung ablesen kann.“ „Ich möchte im Unternehmen eine Start-up-Kultur etablieren. Ich möchte, dass wir ständig Neues wagen. Und das Hemd ohne Krawatte ist nun mal ein wichtiges Signal für diese andere Kultur. In der Hightech-Industrie trägt keiner Krawatte…“ Bosch-Chef Volkmar Denner in der FAZ vom 25. September 2015 „Ein durch und durch männliches Accessoire verschwindet allmählich aus unserem Fokus – die Krawatte hat als Symbol für Kompetenz und Führungsanspruch augenscheinlich ausgedient. [...] Modeexperten behaupten, dass die Krawatte in einigen Jahren völlig verschwunden ist. [...] Männer in leitenden Funktionen tragen immer öfter keine Krawatte, leider werden dadurch manchmal auch die Sitten lockerer.“ „Der Beschwerdeführer kann ähnliche Maßnahmen künftig abwenden, indem er eine Krawatte anlegt. Dies stellt für ihn […] keine unzumutbare Belastung dar.“ „Früher spottete Robert Habeck über Schlipse. Jetzt trägt er einen.“ „Einen Termin im Kanzleramt würde ich niemals ohne Krawatte wahrnehmen.“ Schraubenfabrikant Reinhold Würth in "Christ und Welt" vom 5. Januar 2022, S. 4 |
Samstag, 1. Januar 2022
Jahresanfangsverdacht
„Werden die Menschen erst einmal misstrauisch, dass die Notenbank die Sache wirklich im Griff hat, dann kommt die Inflation mit Sicherheit.“ „Die Chancen stehen jedoch gut, dass die Inflation in Europa 2022 deutlich zurückgehen wird…“ „Die Auswirkungen von Omikron sind derzeit unüberschaubar […] Ich gehe aber davon aus, dass sich die ökonomischen Trends aus Normalisierung und Nachholen bei hohen Auftragsbeständen halten.“ „Viele weitere Risiken, die mit der Pandemie gar nichts zu tun haben, sind in den Konjunkturprognosen noch gar nicht eingepreist…“ „Alle Prognosen werden wieder einmal nicht das Papier wert sein, auf dem sie geschrieben stehen.“ "Es gibt […] kein neues Jahr, sondern nur uns und eine schnöde Wirklichkeit, die zwischen 23:59 Uhr und 0.01 Uhr keinen prinzipiellen Wandel erfährt." |
Samstag, 25. Dezember 2021
Grenzlandgrünschnitt 2021
Samstag, 25. Dezember 2021
Weihnachtsheißzeit
„Die Omikronwelle trifft auf eine Bevölkerung, die durch eine fast zweijährige Pandemie und deren Bekämpfung erschöpft ist und in der massive Spannungen täglich offenkundig sind.“ „In Sommerkleidern und Shorts schlendern alle an Verkaufsständen vorbei. Janine hat kleine rote Männchen vor sich mit weißem Bart, Knubbelnase und Spitzhut: ‚Wir verkaufen Weihnachtswichtel. […] Die sind dieses Jahr sehr gefragt.“ „Weihnachten bei schweißtreibenden Temperaturen passt, finden Ingrid und Janine: ‚Weihnachten ist Weihnachten. Das feiern Menschen überall. Wir verbringen die Feiertage am Pool. […] So ist es. Wir kennen Weihnachten nur im Sommer, das ist ganz normal für uns. Ich denke, jeder mag Weihnachten und das festliche Gefühl.‘“ „Die Fenster weit auf, dass man Durchzug hat und dann geht’s. […] Vielleicht sollten alle Weihnachten im Sommer feiern. Im Sommer ist Weihnachten angenehmer. Tatsächlich ist doch alles gut, wenn es Sommer ist.“ „WM-Finale 2022 findet am 4. Advent statt“ „Solidarischer Schulterschluss von Sommer- und Winterbrauchtum“ |
Samstag, 18. Dezember 2021
Fortschrittsenergie
„Die Verkehrsunfallstatistiken führen vermehrt Unfälle auf, die dadurch entstehen, dass Autofahrer heute etwa die Einstellung des Scheibenwischers auf eine andere Intervallgeschwindigkeit in Untermenüs auf Touchscreens suchen müssen und dabei dann leider nicht auf die Straße gucken und irgendwo dagegensemmeln. Einen klassischen Hebel am Lenkrad kann man einstellen ohne hinzusehen. Seine Bedienfunktion auf einen Bildschirm zu verlagern, ist zwar innovativ, aber idiotisch. Fortschritt entscheidet sich demgegenüber an der Frage ob eine Erneuerung etwas zu einem normativ begründeten Zweck beisteuert. Wenn nicht, kann man ihn auch sein lassen.“ „Denn die wesentlichen Fortschritte im Zivilisationsprozess basierten auf der Verbesserung der Verhältnisse zwischen den Menschen, und die Technik kam dabei nur dann zur Hilfe, wenn man wusste, wie man sie zu dieser Verbesserung einsetzen konnte. Dass es in modernen Gesellschaften viel weniger Gewaltopfer als im Mittelalter gibt, liegt nicht an besserer Waffentechnik oder an Überwachungskameras, sondern am Gewaltmonopol des Staates, und das ist das Ergebnis sozialer Intelligenz nicht wissenschaftlicher. Solche Intelligenz muss sich immer auf einen normativen Zweck hin begründen, was dann herauskommt ist nicht Innovation, sondern Fortschritt.“ „Fortschritt also ist nun die neue Energie, die die Ampel antreiben soll. Nicht mehr „Innovation“ wie noch unter Rot-Grün mit Gerhard Schröder und Joschka Fischer in den Neunzigern…“ |